Polen und Sachsen-Anhalt rücken enger zusammen
04.11.2008: Masowische Tage und Kongress der Freundschaftsgesellschaft in Sachsen-Anhalt - Artikel aus der Magdeburger Volksstimme
Von Steffen Honig
Nie war Polen in Sachsen-Anhalt und speziell in der Landeshauptstadt Magdeburg geballter präsent als in diesen Tagen. Morgen beginnen polnische Wirtschaftstage, ebenfalls von morgen an stellt die Partnerregion Masowien in Sachsen-Anhalt vor, am Wochenende folgt dann der Bundeskongress der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in Magdeburg.
Nicht einfach, angesichts dieser Fülle den Überblick zu behalten. Krzysztof Blau muss ihn schon der Funktion wegen haben. Er ist Landeschef der Deutsch-Polnischen Gesellschaft und somit in einer Gastgeberrolle.
Blau, als Sohn einer polnischen Mutter und eines deutschen Vaters im oberschlesischen Bytom (Beuthen) geboren, ist seit 28 Jahren Wahl-Magdeburger. Als Außenwirtschaftsreferent bei der IHK kennt er sich zudem bestens in deutsch-polnischen Wirtschaftsfragen aus. "Seit dem Betritt Polens zur Europäischen Union ist das Handelsvolumen enorm gewachsen." Der "mit Abstand wichtigste" regionale Handelspartner für Polen sei Sachsen-Anhalt.
Die Wirtschaftsbeziehungen seien, hebt Blau hervor, seit langem keine Einbahnstraße mehr. "Polnische Investoren haben sich mit dreistelligen Millionensummen in Sachsen-Anhalt engagiert." Etwa durch die Übernhme der Sodawerke in Staßfurt. Außerdem zapfen an polnischen "Star"-Tankstellen längst auch deutsche Autofahrer ihren Sprit.
Kulturell unterfüttert werden die ökonomischen Verbindungen durch die Regionalpartnerschaft zwischen Sachsen-Anhalt und Masowien. Dass das südlich von Warschau gelegene Zentrum der polnischen Chemieindustrie gern mit Masuren an der Ostseeküste verwechselt wird, ist Krzysztof Blau gewohnt. Umso wichtiger sind die persönlichen Begegnungen zwischen Polen und Deutschen wie jetzt zu den Masowischen Tagen bei Theateraufführungen, Ausstellungen oder Seminaren zur polnischen Sprache an der Magdeburger Universität (siehe Kasten). Vertieft werden soll auch die Städtepartnerschaft zwischen Radom und Magdeburg.
Erstmals wird als Krönung der Partnerschaftstage der Bundeskongress der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in Magdeburg ausgerichtet. Auch weil die Elbestadt bereits zu DDR-Zeiten ein Zentrum der deutsch-polnischen Zusammenarbeit und auf der Ebene der Zivilgesellschaft über die Anna-Morawska-Gesellschaft war.
Besondere Verdienste kommen dabei Günter Serchen zu, der über die katholische Kirche Kontakte nach Polen knüpfte. Nach Serchen wird daher am heutigen Dienstag eine Straße nahe der St.-Sebastian-Kirche in Magdeburg benannt.
Unweit davon, in der Regierungsstraße, wird am 10. November eine Ausstellung eröfnet, die einen allgemein wenig bekannten Aspekt der Magdeburger Stadtgeschichte beleuchtet: die Zitadelle als Inhaftierungsstätte bedeutender europäischer Persönlichkeiten. Neben dem späteren französichen Präsidenten Charles de Gaulle wurde hier auch Marschall Jozef Pilsudski, nach Ende des Ersten Weltkrieges Staatschef des unabhängigen Polen, interniert. Selbst an der Gedenktafel für Pilsudski am Wawel in Krakow (Krakau) werde an dessen Festungszeit in Magdeburg erinnert, sagt Blau. Die bedeutungsvolle Geschichte, betont er, sei überhaupt ein Pfund, mit dem Magdeburg in Polen und darüberhinaus wuchern könne: "Das Magdeburger Recht ist eine Marke in ganz Osteuropa!"
Neben den zahlreichen offiziellen Treffen und Empfängen anlässlich der Begegnungstage dürfte ein Programmpunkt Launigkeit garantieren: Die Vergabe des Dialog-Preises 2008 der Deutsch-Polnischen Gesellschaft am Sonnabend im Ratswaage-Hotel: Den Preis erhält Kabarettist Steffen Möller, der davon lebt, sich als Deutscher in Polen satirisch der Eigenheiten beider Völker anzunehmen. Krzystof Blau: "Möller ist der zweitbekannteste Deutsche in Polen -nach Papst Bendikt XVI."
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