21. Jahrestagung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband auf Schloss Hambach
20.12.2012: Für ein gemeinsames Europa 21. Jahrestagung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband auf Schloss Hambach, 16.–18.11.2012 Frank Bürger
Europa wächst zusammen, das war das Fazit der 21. Jahrestagung der Deutsch-Polnischen Gesellschaften, die in diesem Jahr auf dem Hambacher Schloss zusammenkamen. Noch mehr soll die Jugend bei der Gestaltung Europas und der deutsch-polnischen Freundschaft mit ins Boot genommen werden.
Mit der „Wiege deutscher Demokratie“ als Tagungsort hatte sich der langjährige Wunsch vieler Mitglieder erfüllt. Über 150 Teilnehmer kamen zur Tagung an diesen geschichtsträchtigen Ort. Dietmar Nietan, Bundesvorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband (DPGBV), eröffnete die Jahrestagung, die unter dem Motto „Nachbarschaft in der Mitte Europas“ stand. In seiner Begrüßung unterstrich der Bundestagsabgeordnete an historischer Stätte den Mut vieler Menschen im Kampf um die Freiheit und die gut funktionierenden nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen. 1832 wurde die Schlossruine durch die viertägige Protestveranstaltung von etwa 30.000 Menschen zum Schauplatz demokratischer Bewegung. Noch dazu war der Protest grenzüberschreitend, auch viele Polen und Franzosen waren mit dabei. Anlass war die Unzufriedenheit der pfälzischen Bevölkerung über Repressionsmaßnahmen der bayerischen Verwaltung. Diese hatte in den Jahren nach 1816 Errungenschaften zurückgenommen, die dem Volk in der Zeit der Besatzung durch Frankreich gewährt worden waren. Nachdem die bayerische Obrigkeit eine strenge Zensur eingeführt und politische Kundgebungen verboten hatte, gaben die Organisatoren die Veranstaltung als „Volksfest“ aus. Seit jenen Tagen gilt das Hambacher Schloss als Sinnbild der Demokratie in ganz Deutschland. Bernhard Braun, Vizepräsident des Landtags Rheinland-Pfalz, erinnerte an die erste große politische Demonstration Deutschlands vor 180 Jahren zum Hambacher Schloss. Als gelungenes Beispiel deutsch-polnischen Miteinanders nannte er das Zusammenwirken von Rheinland-Pfalz mit der Partnerregion Oppeln. Die polnische Generalkonsulin aus Köln Jolanta Kozłowska setzt bei der Gestaltung des deutsch-polnischen Miteinanders mehr auf jugendliches Engagement. Ein Höhepunkt der Tagung war die Verleihung der DIALOG-Preise an Professor Konrad Vanja, Direktor des Museums Europäischer Kulturen in Berlin und den deutsch-polnischen Schriftsteller Artur Becker. Angelica Schwall-Düren, ehemalige langjährige Bundesvorsitzende der DPGBV und heutige Ministerin für Bundes- und Europa-Angelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen, würdigte den Einsatz der beiden Preisträger für ein Zusammenwachsen Europas. Dabei stellte sie rückblickend fest, dass die politische Vereinigung Europas ohne den Freiheitsdrang, der sich in Hambach deutlich gezeigt hatte, nicht möglich gewesen wäre. Die Laudatio für Artur Becker hielt der Verleger Rainer Weiss, das Wirken von Professor Konrad Vanja, der im Dezember als Direktor des Museums Europäischer Kulturen verabschiedet wurde, lobte Erardo Cristoforo Rautenberg, Generalstaatsanwalt des Landes Brandenburg. Eine besondere kulturelle Note waren dabei Lieder des Hambacher Festes und des Vormärz, die Oss Kröher mit Hans Bollinger (Gesang/Gitarre) und Daniel Bollinger (Klarinette) vortrugen. „Europa lebt von dem nachbarschaftlichen Verhältnis, davon, dass Menschen sich kennen und ihre Kulturen schätzen lernen, dass wir Verantwortungsbewusst mit Geschichte und Zukunft umgehen und dass wir auch Solidarität praktizieren“, sagte bei der Begrüßung am Sonnabend Kurt Beck, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz. Angesichts der derzeitigen Finanz- und Haushaltskrise in einigen EU-Mitgliedsstaaten gehe es für Europa um mehr als um öffentliche Haushalte und die Stabilisierung des Finanzsektors. Dies komme auch in dem Motto der Jahrestagung, „Nachbarschaft in der Mitte Europas“, zum Ausdruck. Basil Kerski, Direktor des Europäischen Solidarność-Zentrums und Chefredakteur des DIALOG, lud den Ministerpräsidenten anschließend zur Podiumsdiskussion mit dem Thema „40 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Polen und Deutschland. Eine Erfolgsgeschichte?“ ein. Weitere Themen für Gesprächsrunden waren die Bedeutung Hambachs für die deutsch-polnische Freundschaft, politische Lage in Mittel- und Osteuropa und das Weimarer Dreieck als eine Perspektive trinationaler Zusammenarbeit.
Frank Bürger Pressesprecher der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin.